Auf den Bildern ist der 22-jährige Berihuwa aus Eritrea zu sehen, der in Libyen entführt wurde, als er sich nach Europa zu seinem Bruder aufmachen wollte. Er ist ein junger Mensch voller Potential. Mit dem Foto der Entführer von ihm, gefesselt mit Schlagspuren, soll sein Bruder Goitom in Stress versetzt werden, was ihnen gelungen ist. Ich kenne Goitom seit er im Jahr 2015 nach Köln gekommen ist und habe ihm zugesagt, dass er Mitte nächster Woche die fehlenden 7.000,- Euro zum Freikauf von mir bekommen wird und sammele jetzt. Ich bin auf große Solidarität angewiesen.
Die Alternative wäre, dass Berihuwas Körper inklusive der Netzhaut ausgeschlachtet und an Privatkliniken verkauft würde. Das Schweigen Europas ist ein unhaltbarer Zustand und ich werde weiterhin die Öffentlichkeit suchen und dagegen ankämpfen.
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Stichwort: Entführung
Update vom 11. April 2024 von Hans Mörtter
Berihuwa ist jetzt in Tripolis, dort registriert beim Roten Kreuz., was ihn allerdings kaum schützt. Hier die Mail seines Bruders Goitom an mich: "Im Moment ist er beim Roten Kreuz, dieser Bereich ist etwas weniger gefährlich, aber nicht hundertprozentig sicher. In der Nähe des Roten Kreuzes muss er mit anderen eine Wohnung mieten, bis sie einen Weg finden, nach Europa zu kommen. Manchmal werden sie sogar mehr als einmal entführt. Nachdem sie von den Entführern freigelassen wurden, kommen einige mit dem Boot nach Europa. Die Glücklichen kommen wohlbehalten in Europa an, einige sterben unterwegs. Alles liegt in Gottes Hand. Hoffen wir, dass für meinen Bruder und für alle, die in Schwierigkeiten sind, alles gut geht." Über das Versagen und die Unmenschlichkeit Europas bin ich entsetzt. Wenn Berihuwa es schafft, nach Italien zu kommen, hat er in Europa das Recht, als Eritreer Asyl zu bekommen. Nur wenn er dafür nicht im Mittelmeer ertrinkt.
In Berihuwas Heimat Eritrea tobt ein Bürgerkrieg und viele junge Männer fliehen, allein um dem Militärdienst zu entkommen. Viele schlagen sich bis Libyen durch, weil es von dort aus eine der kürzesten Routen mit dem Boot nach Europa gibt. Doch Libyen selbst ist eine zerrüttete und gespaltene Nation, in der ebenfalls Bürgerkrieg herrscht. Libyen ist ein reiches Land mit Vorkommen von Eisen, Erdöl und Erdgas. Diese aber wecken Begehrlichkeiten. Versuche, demokratische Wahlen abzuhalten, sind bislang gescheitert. Daher kämpfen immer noch zwei Milizen um die Vorherrschaft und die Schlepperei und die Entführung von Flüchtlingen verspricht Einnahmen. In dieses Kreuzfeuer ist der junge Berihuwa geraten und nun der Gefangenschaft und Folter ausgesetzt.
Es gibt – berechtigte – Stimmen, die sagen, dass man mit solchen Freikäufen diese Art des Menschenhandels unterstützt. Da müssen grundlegende Veränderungen in Libyen, dem ganzen Nahen Osten, vielen afrikanischen Staaten angestoßen werden, die nur auf politischen und groß angelegten gesellschaftlichen Druck stattfinden könnten sowie einer internationalen Willenserklärung. Derweil sterben viele Menschen.
„Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“, heißt es in Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“. Im Talmud, der vielstimmigen Auslegung der jüdischen Tora (letztere ist identisch mit dem Alten Testament der christlichen Bibel), steht es ausführlicher: „Wer ein Menschenleben rettet, dem wird es angerechnet, als würde er die ganze Welt retten. Und wer ein Menschenleben zu Unrecht auslöscht, dem wird es angerechnet, als hätte er die ganze Welt zerstört.“ Die Interpretationen sind vielfältig, aber in dem Text geht es ganz offensichtlich um die unumstößliche Kostbarkeit des Lebens. Für einen Pfarrer, wie Hans Mörtter, ist es daher ein Anliegen zu helfen, denn ein Menschenleben ist nicht ersetzbar.
Mehr über Hans Mörtters Arbeit in dieser Richtung erfährt man unter Humanitäre Hilfe
Wir haben hier ein paar Artikel über die Verhältnisse in Libyen zusammengetragen:
https://www.dw.com/de/un-bericht-prangert-folter-in-libyen-an/a-59400506
https://www.amnesty.de/informieren/amnesty-report/libyen-2021
Der Liedermacher Reinhard Mey hat sich schon 1973 in seinem Chanson „Aber deine Ruhe findest du trotz alledem nicht mehr“ mit dem Dilemma des Helfens oder Nicht-Helfens befasst. Bei ihm heißt es in der letzten Strophe:
„... und doch kann, was ich tu, vielleicht,
wenn meine Kraft allein nicht reicht,
in einem Strom ein Tropfen sein..."
https://www.youtube.com/watch?v=NX6vVYvXqTQ