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Ausrufung einer neuen anstößigen Reformation - Teil 2

Hans Mörrtter bei Reformation II in Atrium der Lutherkirche, Köln 2017 / Foto. Helga Fitzner
Hans Mörrtter bei Reformation II in Atrium der Lutherkirche, Köln 2017 / Foto. Helga Fitzner

Martin Luther als Playmobil-Figur zum Zusammensetzen und in Plastik gehüllt: Das gab Pfarrer Hans Mörtter zu Denken. Für ihn verdeutlicht das die Kommerzialisierung des Reformators, der zu einem statischen Denkmal, ja zu einem Spielzeug, reduziert wurde. Deshalb wird Mörtter am 31. Oktober 2017 die Reformation II ausrufen und auch gleich drei neue Thesen veröffentlichen, deren Inhalt er vorher nicht verrät.

von
Helga Fitzner

„Die Feierlichkeiten und Selbstinszenierungen der Evangelischen Kirche zum 500jährigen Reformationsjubiläum schauen in die Vergangenheit“, beklagt Mörtter, „aber wir müssen reformatorisch neu unsere Zukunft gestalten, zu der eine völlige Neuorientierung und globale Perspektive gehört. Und dazu wollen wir am Jubiläumstag Anstöße geben“.

Nach einem Konzept unseres Kurators Rochus Aust wird ab dem 27. Oktober stundenweise in verschiedenen europäischen Städten der Playmobil-Luther auf eine Kochstelle gesetzt und erhitzt. Pfarrer Mörtter findet das nicht zu drastisch: „Die Figuren werden nicht verbrannt, sondern geschmolzen, und zum Anfangsbuchstaben der jeweiligen Stadt gegossen und verwandelt“, erklärt er. „Buchstabe für Buchstabe wird sich dadurch eine neue grundmenschliche Ansage herausbilden, an der niemand vorbei kann“, verspricht er. Zu den Städten gehören Rom, Calais, Belfast, Castlebellingham, Dublin, Münster, Eisleben, Ivry sur Seine, Paris, Verviers, Liverpool, München, Lissabon, Brüssel, Düsseldorf, Köln, Zürich, Oświęcim, Stuttgart, Dortmund und viele mehr.

Am 31. Oktober 2017 um 12.00 Uhr werden auf dem Chlodwigplatz die 95 Buchstaben inszeniert unter dem Titel „L95 – 95 Stunden – 95 europäische Orte – 95 Buchstaben – 1 These“. Mit einer verfremdenden Klang-Interpretation der Weltreligionen von Rochus Aust geht es dann in einer Prozession über die Merowingerstraße zur Lutherkirche. Dort findet eine Performance zu den 95 Buchstaben mit der Grundansage statt. „Die klassische Ökumene reicht nicht aus. Heute muss die globale Weitung im Dialog und in der Begegnung der Weltreligionen angepackt werden“, fordert Mörtter. „Es ist der Aufbruch für eine größere Gerechtigkeit für alle, inklusive der Geflüchteten. Insbesondere ist das Auseinanderklaffen der Schere zwischen Armen und Reichen nicht hinnehmbar.“ Mörtter will mit dieser Aktion ein Zeichen setzen: „Zukunft wird es nur miteinander geben und wer das Wort Christus in den Mund nimmt, ist nur glaubwürdig, wenn er das durch Einsatz und Taten belegt, z. B. gegenüber der Errichtung europäischer Außengrenzen weit in Afrika und an der Seite der Armen, die von unserer reichen Gesellschaft entwürdigt und abgeschrieben werden“.