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Kongo-Projekt - Jericho Hope and Peace

Georg Roloff mit Jugendlichen der Jericho Foundation. / Foto: Lisa Tepass
Georg Roloff mit Jugendlichen der Jericho Foundation. / Foto: Lisa Tepass

Dieser Text soll Startschuss sein, um den Radio-Autoren Georg Roloff und die Pädagogin Lisa Tepass dabei zu unterstützen, Straßenkindern in Kongos Großstadt Goma zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen.
Mit Hilfe „meiner“ Südstadt geht das bestimmt, denke ich nach einem Treffen mit den beiden, mit Daniel Rabe von der KG Ponyhof, Hans Mörtter von der Lutherkirchengemeinde sowie Tamara Soliz von „Meine Südstadt“ im Alteburger Hof, wo Lisa und Georg uns ihre Geschichte erzählt haben.

von
Judith Levold
Panik, dass er stirbt

„Das erste Mal war ich da als ganz junge Frau, Studentin noch“, beginnt Lisa, die im Agnesviertel lebt und das Reit-Therapieprogramm auf einem Gestüt in Refrath leitet. „Ich hab Afrikanistik studiert und hatte den Kopf voller Afrika-Klischees“, sagt sie. Die Reise habe ihr dann viele Einblicke in die Realität des schwarzen Kontinents beschert, und immer wieder habe es sie fortan dorthin gezogen, vor allem in den Kongo.
 
Als ihr damaliger Freund sei Georg dann mitgekommen und beim ersten Mal so schlimm krank geworden, „dass ich wirklich Panik bekommen hab, dass er mir stirbt.“ Diese Erfahrung in einem Land, in dem medizinische Versorgung und selbst trinkbares Wasser keine Selbstverständlichkeiten sind, habe sie geprägt. Wegen seines schlechten Zustands hatte Georg damals Blutkonserven benötigt – eine Blutbank ist jedoch im Kongo ebenfalls keine normale Einrichtung am Krankenhaus.

 

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Lisa Tepass, Georg Roloff u.a. in Butembo, Ost-Kongo. Hier initiierten sie den Aufbau einer ersten Blutbank am Krankenhaus. / Foto: Privat


Und so haben Lisa Tepass und Georg Roloff, der den Kongo auch als Hörfunkjournalist fortan immer wieder bereiste, zusammen mit der staatlichen Blutbank in Kongos Hauptstadt Kinshasa und einem befreundeten Mediziner, in den Folgejahren eine Blutbank in Goma aufgebaut. „Bei den vielen Reisen, die wir zum Teil abenteuerlichst, auch während des Krieges dort, dahin unternommen haben, sind uns die unglaublich vielen Straßenkinder aufgefallen, die ich zuletzt dann auch für eine Hörfunkreportage intensiv begleitet habe“, erzählt Georg.


Jeder Gefahr ausgeliefert
 

Lisa fällt gleich ein „Und Straßenkind-Sein dort ist nicht vergleichbar mit dem hier – da gibt es nichts, einfach nichts, wohin sie sich wenden könnten oder ein bisschen Schutz erführen – sie schlafen wirklich auf dem nackten Steinboden, es ist bitter kalt nachts, sie sind jeder Gefahr ausgeliefert, krank werden, essen, wenn sie überhaupt etwas finden, die schlimmsten Dinge wie übelste Schlachtabfälle und dergleichen. Es gibt da ja keinen Müll, so wie hier, wo man vielleicht noch etwas Brauchbares drin finden kann.“

 

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Goma, Straßenkinder beim Kochen; Schlachtabfall auf offenem Feuer. / Foto: Georg Roloff

 

Als ich Georg mit Fotografin Tamara in seinem Büro und Tonstudio Ecke Mainzer Straße/Oberländer Wall besuche, zeigt er uns Bilder, Fotos und Handyvideos, die er von den Straßenkindern gemacht hat. Sie sind schockierend und verstörend und zugleich unglaublich beeindruckend, denn sie zeugen von einem Lebenswillen, einer Fröhlichkeit, die die Kinder trotz allem ausstrahlen. Ich denke dabei an den alten Slogan: Du hast keine Chance, also nutze sie!

Eins dieser Kinder haben Georg und Lisa in einer spontanen Hauruck-Aktion quasi von der Straße weg „gerettet“. „Wir haben gesehen, dass der Junge nicht laufen konnte und die anderen Kinder ihn getragen haben,“ berichtet Georg. Als sie die Gruppe angesprochen und nachgefragt hätten, habe sich gezeigt, dass der Junge eine schlimme, schon schwer infizierte Verletzung am Fuß und Fieber gehabt habe. Ohne Hilfe und medizinische Versorgung wäre er gestorben.


Alles rund ums Schlossern und Metallwerken

 

Und so brachten die beiden ihn zuerst in ein Krankenhaus, bezahlten seine Behandlung, und brachten ihn anschließend dann zur Jericho Foundation. Mit dieser kleinen NGO, gegründet 2007, hatten Lisa und Georg schon zuvor Bekanntschaft gemacht und sich mit den dort arbeitenden Streetworkern angefreundet. Die Organisation betreibt ein kleines „Ausbildungszentrum“. Heimatlose Jugendliche können hier andocken und alles rund ums Schlossern und Metallwerken lernen.
 
„Damit haben sie Chancen, einen Job zu finden, vor allem bei den Werften“ erklärt Georg, denn Goma liegt an den Ufern des riesigen Kivu-Sees. Pfarrer Pasteur Safari, der sich, so gut er kann, um die Straßenkinder kümmert, hatte allerdings bei Georgs und Lisas letztem Besuch im Frühjahr ein Riesenproblem: die kleine Halle samt Hof, in der das Zentrum Werkstatt und Büro betreibt, kostet 350 US-Dollar Miete im Monat, und der bisherige Spender dieser Summe hat seine Zahlungen aufgekündigt. 

 

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Hof und Arbeitsstätte der Jericho Fundation in  Goma. / Foto: Georg Roloff


Bringen die Mitarbeiter der Jericho Foundation um Pfarrer Pasteur Safari und Rechtsanwalt Lucien das Geld nicht auf, können sie ihre Arbeit - im Alltagshorror der vielen Kriegswaisen Gomas einen kleinen Lichtblick zu bieten - nicht fortsetzen. Diese Arbeit heißt auch: Straßenkinder in Pflegefamilien vermitteln und ihnen damit zu einem Platz in einer Gemeinschaft, einem Dach über dem Kopf und Schulbildung zu verhelfen. Darum kümmert sich die Jericho Foundation seit Neuestem und will mithilfe von Georg Roloff und Lisa Tepass eine entsprechende Struktur aufbauen.


Viele stehen Straßenkindern abergläubisch gegenüber
 

„Achtzig Euro braucht man pro Monat, um ein Kind in einer Pflegefamilie zu finanzieren.“ sagt Georg. „Da sind dann der Lebensunterhalt, die Schuluniform und das Schulgeld drin“ – und natürlich auch ein winziger Betrag für die Organisation durch die Jericho Foundation sowie ein bisschen für die Pflegefamilie. „Denn das sind ja meist ebenfalls sehr arme Familien mit vielen Kindern, für die das eine Möglichkeit ist, neben den Ausgaben für das Pflegekind auch noch ein paar Euro übrig zu haben, um die gesamte Familie besser ernähren zu können, fügt Lisa hinzu. „Außerdem würde sonst auch niemand ein Straßenkind aufnehmen, denn sie sind nicht gut angesehen, viele Menschen stehen ihnen abergläubisch gegenüber“, ergänzt Georg.

„Achtzig Euro“ für ein Kinderleben im Monat, überlegt Daniel Rabe, der wie immer sehr praktisch und unumständlich reagiert, „Mensch, da kann man sich doch mit ein paar Freunden zusammen tun und mal überlegen: was sind 80 Euro geteilt durch, sagen wir 6? Das sind zwei Schachteln Zigaretten oder ein paar Kölsch weniger abends, das muss doch zu stemmen sein, oder?“
Im Spendengremium der Karnevalsgesellschaft KG Ponyhof e.V. hat er von dem Projekt erzählt, und die Ponys haben sofort dafür gestimmt, für die Miete des Jericho Foundation-Zentrums schon mal eine Anschubfinanzierung aus ihrem Spendentopf zu leisten – für ein halbes Jahr haben die Mitarbeiter der NGO in Sachen Miete jetzt also erstmal Ruhe.


Es soll nachhaltig sein

 

Auch Pfarrer Hans Mörtter ist sofort im Boot, mit einem kleinen Geldbetrag und vor allem damit, dass er das Konto bei der Evangelischen Kirche dafür eingerichtet hat – jedeR SüdstädterIn, der oder die mit helfen will, kann völlig einfach und unbürokratisch unter dem Stichwort „LK-Kongo Straßenkinder“ überweisen und wird hier laufend über den Fortgang des Projekts informiert.
Georg Roloff und Lisa Tepass haben Kevin nicht nur vor dem sicheren Tod gerettet und ihn in eine Familie bringen können. Sie bezahlen für ihn auch weiter seine Unterhaltskosten an die Pflegefamilie. Es soll ja nachhaltig sein. Mitglieder der Jericho Foundation besuchen ihn regelmäßig, um sich ein Bild von seiner Eingliederung und seinen neuen Lebensumständen zu machen und sie berichten auch monatlich davon.
 
„Das ist uns wichtig“ sagt Georg, „Eine Transparenz, so dass wir sehen können, wie es den Kindern in Zukunft ergeht. Und dass das eben auch wirklich Zukunft hat. Die Jericho Foundation könnte aus dem Stand hundert Kinder in Familien vermitteln, aber wir haben gesagt, wir wollen erst mal schauen, ob wir hier Mitstreiter gewinnen, die auch sagen: Ja, wir sind dabei, wir bauen jetzt alle zusammen langsam diese Struktur auf, damit die dann auch dauerhaft tragfähig ist.“
 

Weitere Informationen

Georg Rolotf und Lisa Tepass sind Jugendfreunde, Georg ist Hörfunkjournalist und Autor für Sender wie WDR, DLF, SWR und andere, Lisa ist Pädagogin und leitet das Reittherapieprogramm des Therapie e.V. in Refrath.
Zusammen reisten sie 1985 erstmals in den Kongo (damals noch Zaire), und seitdem immer wieder. Georg war inzwischen mehr als zwanzigmal dort - über viele Themen aus dem kriegszerrütteten Land hat er berichtet.

Die Demokratische Republik Kongo ist etwa sieben mal so groß wie Deutschland, hat knapp 70 Millionen Einwohner, Goma und Butembo liegen im Osten des Landes am Kivu-See und an den Grenzen zu Ruanda und Uganda.

Die Stadt Goma hat etwa 1 Million Einwohner (Stand 2012). Weder die kongolesischen Behörden noch die Jericho Foundation in Goma können die Zahl der Straßenkinder dort beziffern, es wird geschätzt, dass es allein in Goma etwa 1500 sind. Der Kongo stand lange unter belgischer Kolonialherrschaft, die Unabhängigkeit errangen die Kongolesen im Jahr 1960.

2014 lernten Georg und Lisa auf einer weiteren gemeinsamen Reise in den Ost-Kongo Mitarbeiter der NGO Jericho Foundation kennen, die Organisation gibt es seit 2006.  Ansprechpartner für die Vermittlung von Straßenkindern in Pflegefamilien ist Monsieur Pasteur Safari.

Deine Südstadt hilft - eine Chance für Straßenkinder im Ost-Kongo! ist eine Kampagne von Georg Rololf und Lisa Tepass, gemeinsam mit Pfarrer Hans Mörtter von der evangelischen Luthergemeinde, der KG Ponyhof e.V. Das Kollektiv will weitere Mitstreiter finden, jede Spende zählt und kommt an.

Ein Straßenkind in eine Pflegefamilie zu vermitteln, kostet 80 Euro pro Monat, darin enthalten sind. Lebenshal­tungskosten sowie die Ausgaben für den Schulbesuch. Ein kleiner Teil entfällt auf die Organisation durch die Jerichho Foundation sowie deren regelmäßige Besuche der Kinder in ihrem neuen Umfe]d und entsprechende Sach- und Finanz-Berichterstattung.

Die Miete für Halle und Hof des Ausbildungszentrums der Jericho Foundation kostet 350 US$, bis ins kommende Frühjahr ist sie bereits durch Spenden gesichert.

Spendenkonto
Hans sucht das Glück e.V.
IBAN: DE89 3705 0198 1900 6684 17
Verwendungszweck: „Kongo"
WICHTIG: für die Ausstellung von Spendenbescheinigungen müssen Name und Adresse angegeben werden. 

Artikel auf "Meine Südstadt"

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