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„Feigheit ist ein grosser Verrat“ - Dialoge über Palästina II

Rupert Neudeck an der Mauer bei Qalgiliya in Westjordanland / Foto: Winfried Seibert
Rupert Neudeck an der Mauer bei Qalgiliya in Westjordanland / Foto: Winfried Seibert

Der Nahostkonflikt betrifft alle drei der monotheistischen Weltreligionen und ist kein lokaler, sondern ein Weltkonflikt. Pfarrer Hans Mörtter sprach mit Rupert Neudeck, dem Gründer vom Grünhelme e.V. , über die Lage in Palästina und Israel. 

Das Gespräch fand am 17. Juni 2012 in der Kölner Lutherkirche statt.

von
Hans Mörtter

Hans Mörtter: Ich begrüße herzlich Herrn Rupert Neudeck in unserer Mitte. Herr Neudeck, Sie wurden 1939 in Danzig geboren und erlebten im frühen Kindesalter die Flucht. Ich habe erfahren, dass Ihre Familie versuchte, auf das Passagierschiff „Wilhelm Gustloff“ zu kommen. Sie waren aber zu spät und deswegen kamen Sie nicht mehr an Bord. (Die mit Flüchtlingen überfüllte Gustloff sank am 30. Januar 1945, nachdem sie von einem sowjetischen U-Boot torpediert worden war. Das forderte 9000 Menschenleben.) Sie und ihre Familie überlebten nach einer harten Flucht über den vereisten Landweg. Wir beschäftigen uns hier in der Gemeinde auch mit Kriegskindern. Aus dieser Erfahrung wissen wir, dass solche Erlebnisse prägend sind. Hat Sie das vielleicht zum weltweiten Menschenrechtskämpfer gemacht?

Rupert Neudeck: Ich weiß das nicht. Wir kamen eine Stunde zu spät auf die Gustloff. Ein Onkel hat meine Mutter deswegen schwer beschimpft: „Mein Gott, warum kommst du so spät, ich hatte doch Karten für das Schiff!“ Na ja, wir Neudecks haben eben den Satz von Gorbatschow umgedreht: „Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben!“ Ich stehe hier in der Lutherkirche, weil wir damals die Gustloff verpasst haben. So schön ist das Leben manchmal!

Hans Mörtter: Beim 30. Jubiläum des Komitees Cap Anamur und Deutsche Notärzte e.V., dessen Mitbegründer Sie sind, haben Sie einen wunderschönen Satz gesagt: „Ich möchte nie mehr feige sein. Cap Anamur ist das schönste Ergebnis des deutschen Verlangens, niemals wieder feige, sondern immer mutig zu sein!“

Rupert Neudeck: Das ist mein Erbstück. Als Jahrgang 1939 gehöre ich noch halb zur Kriegsgeneration. Mir ist in der Folgezeit immer deutlicher geworden, wie furchtbar dieser Erbteil ist. Wir müssen es ablegen, feige zu sein und zu sagen: „Ich war es nicht oder ich habe es nicht gesehen. Ich wusste davon nicht.“ Das ist alles kollektive und subjektive Feigheit. Da wir hier in einer Kirche sind und wir uns eben alle zugerufen haben, dass wir keine Angst haben müssen, ist Feigheit ein großer Verrat an dieser Furchtlosigkeit, die uns Jesus Christus versprochen hat. Wir müssen uns immer wieder klarmachen, dass es heimliche Türen gibt, dass wir uns selbst austricksen und wieder in eine Feigheit hineingehen. Die sieht nach außen hin gut aus, wie zum Beispiel jetzt mit der Nakba-Ausstellung. Die wurde hier in der Lutherkirche verboten, weil ihr Israelfeindlichkeit unterstellt wird. Dabei hätte ich das hier so schön gefunden. Das ist immer ein Stück von überkommener Feigheit. Wir meinen, wir machen immer das Richtige, aber wir sind dann doch wieder feige. Wir müssen aufpassen und allen heimlichen Verführern zur Feigheit widerstehen. Ich habe das seit meiner Zeit mit Cap Anamur immer wieder erlebt. Man ist viel klüger, wenn man etwas nicht macht, man ist unglaublich klug, wenn man Dinge nicht macht! Man macht sich nicht die Hände schmutzig, man fällt nicht in ein Loch, man hat nie einen Misserfolg, man hat nie ein Scheitern. Nur, das ist nicht unser Auftrag hier, heute Morgen in der Kirche am 17. Juni, dem einstigen Tag der Deutschen Einheit. Unser Auftrag ist es, etwas zu tun auch auf die Gefahr hin, dass wir scheitern.
Zuständige und Experten auf der ganzen Welt haben mir davon abgeraten, als wir zwischen 1979 und 1986 vietnamesische Bootsflüchtlinge an Bord der Cap Anamur nahmen. „Das sind alles nur Tropfen auf den heißen Stein“, sagten sie. Aber ich kann im Nachhinein sagen: „Wir haben 13.350 Tropfen auf den heißen Stein nach Deutschland gebracht, das waren lebende Vietnamesen! Wenn die nicht von uns gerettet worden wären, dann wären sie ertrunken!“

Hans Mörtter: Das war auch der Beginn Ihrer Arbeit, einer Wahrnehmung von Menschen weltweit. Darauf sind viele andere gefolgt und viele Menschen sind aufmerksam geworden. Haben Sie wegen Ihres Engagements in Palästina, im Westjordanland und im Gazastreifen, eigentlich Sponsoren verloren?

Rupert Neudeck: Ich muss Ihnen und uns hier heute Morgen sagen: gar nicht! Deshalb ist auch die Situation in unserer Gesellschaft und in unserer Bevölkerung viel besser, als die da oben meinen. Wir haben in der Frage Palästina eine große Kluft zwischen der Meinung der großen Mehrheit der Bevölkerung und dem, was die Regierung und manchmal auch Journalisten meinen. Diese Kluft ist nicht gut, weil das bei einer funktionierenden, lebendigen Demokratie eigentlich nicht sein sollte. Deshalb beklage ich das. Wir sind in der Frage Palästina-Israel in der Bevölkerung schon so weit, dass wir ganz klar sagen können: „Wer ein gutes, klares Verhältnis aus seiner Vergangenheit als Freund Israels hat, gerade der ist ein Freund der Palästinenser.“ Warum nicht umgekehrt? Weil die Palästinenser darunter leiden, dass wir bei der Shoah sechs Millionen Juden ermordet haben. Darunter darf doch ein anderes Volk nicht leiden, und das schon 40 Jahre oder 60 Jahre.

"Nachbarn ist das entscheidende Wort"

Hans Mörtter: Sie zitieren in Ihrem Buch „Das unheilige Land“, dass die europäischen Juden Auschwitz nicht verwunden haben und deswegen nie richtig in Israel angekommen sind.

Rupert Neudeck: Aber Gott sei Dank: Die besten, die stärksten, die aufrichtigsten, die freimütigsten, die mutigsten Freunde der Palästinenser leben in Israel! Die jüdischen Frauen der Machsom-Watch-Bewegung stellen sich morgens in aller Frühe an einen Checkpoint und schreiben auf, was sie da sehen. Das ist diese ohnmächtige Methode von amnesty international, die wir alle kennen, dass man nur das tut, was man tun kann. Aber das wenigstens muss man tun! Seit die Frauen das aufschreiben, haben manche israelische Soldaten keine Lust mehr, irgendeine Schweinerei zu machen! Das ist ein großartiges Mittel!
Die „Rabbis For Peace“, eine Friedensgruppe von Rabbinern, würde es auch verdienen, jeden Tag in der „Tagesschau“ zu sein. Die machen Dinge, die wir fast für vergeblich halten! Es werden im Moment wieder ganz viele Häuser der Palästinenser von Bulldozern zerstört, weil sie diese ohne Baugenehmigung gebaut haben. Baugenehmigungen gibt es aber nicht. „Demolition Order“ ist ein Wort in Israel, das man jeden Tag in der Zeitung liest. Es ist ein ganz schreckliches Wort, denn es heißt Zerstörungsbefehl. Diese „Rabbis For Peace“ fahren sofort nach der Zerstörung hin und fangen an, das Haus wieder aufzubauen! Das ist der Ur-Impuls auch von Christen, das nicht einfach hinzunehmen! Auch wenn man nicht weiß, ob das Erfolg hat: immer wieder aufzubauen!

Hans Mörtter: Die „Rabbiner für Frieden“ haben von unserem Kirchenkreis Köln-Mitte, zu dem unsere Gemeinde auch gehört, vor ein paar Jahren den Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnispreis bekommen. Das ist unser Menschenrechtspreis, weil uns das ganz, ganz wichtig war.

Rupert Neudeck: Die besten Gruppen der israelischen Gesellschaft, die stehen auf der Seite von Menschenrechten und von Menschenwürde. Es dürfen Menschen nicht einfach eingesperrt werden, und das für 40 Jahre. Junge Menschen, die Kinder in Israel, die können manchmal das Mittelmeer sehen, aber sie können nicht dahin. – Diesen Impuls müssen wir aufnehmen, weil wir nicht mehr feige sein wollen, weil Menschen es verdienen, aus ihrer Gefangenschaft herausgeholt zu werden, wenn sie es mit eigener Kraft nicht mehr können.

Hans Mörtter: In Tel Aviv gibt es zwei Professoren, einen arabischen und einen jüdischen, die ein Geschichtsbuch herausgegeben haben mit den beiden Narrativen, rechts die arabische Geschichte und Sichtweise und links die jüdische. Damit alle Menschen verstehen, was der andere denkt und empfindet. Die israelische Regierung unter Netanjahu hat dieses Buch verboten. Soviel ich weiß, darf das an den Schulen auch nicht mehr behandelt werden. Wegen der Nakba-Ausstellung gibt es massiven Druck auf das Allerweltshaus, das der Ausstellung einen Raum gegeben hat. Der Druck kommt vonseiten der Staatskanzlei, von der das Allerweltshaus finanzielle Unterstützung erhält. Wahrscheinlich geschieht das auch aus einer Hilflosigkeit und aus einer großen Angst heraus. Warum ist das Wissen um die Vertreibung und die Flucht von 750.000 Palästinensern im Jahr 1948 bei der Staatsgründung Israels so wichtig, dass wir das alle wissen und sehen sollten?

Rupert Neudeck: Weil wir uns selbst, anderen und unseren Kindern nie erlauben dürfen, dass Verbrechen, die im Namen unseres Volkes oder im Namen Israels erfolgt sind, vergessen werden. Im tiefsten Innern weiß Israel das natürlich auch. Es wird auf Dauer an einem friedlichen Auskommen mit den Nachbarn nicht vorbeikommen. Die Nachbarn kann man sich in der Geschichte nicht auswählen. Wir Deutschen wollten auch mal lieber nicht die Polen haben an der Ostseite unseres Landes, und die Franzosen wollten wir auch nicht. (Die uns übrigens genauso wenig.) Aber das geht nicht! Einer der größten, verehrungswürdigsten Juden, die aus Deutschland kamen, der große Lehrer Martin Buber, hat immer darauf beharrt, dass Juden und Palästinenser als gute Nachbarn nebeneinander wohnen, leben, arbeiten und Handel machen. Beide müssen davon profitieren, so dass ein Miteinander daraus wird. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es nicht an den Menschen dort liegt, dass die viel spontaner sind, als wir meinen! Ich habe zweimal selbst miterlebt, wie die „Physicians for Human Rights“, das ist eine jüdische Gruppe von Ärzten für Menschenrechte, am Sabbat eine Ambulanz in einem palästinensischen Dorf aufmachten. Das war während der Intifada und ich habe damals gedacht, dass das doch überhaupt nicht sein kann, bei diesen unglaublichen Verhältnissen von Feindschaft, von Waffen, von Befestigung und von Mauerbau! – Doch! Es ist möglich gewesen! Die jüdischen Ärzte kommen am Sabbatmorgen in eine frei geräumte Schule, packen ihre Medikamente und Instrumente aus und geben ambulante Behandlungen. Die Schlangen von Palästinensern wurden immer länger. Um 16:00 Uhr hat der Bürgermeister dieser kleinen Gemeinde bei Tulkarem gesagt: „Heute haben wir keine Politik gegeneinander gemacht, heute haben wir uns geholfen!“ Ich bin fest davon überzeugt, diese Menschen sind viel stärker in der Lage, ganz schnell umzuschalten, ganz schnell Feindschaft und Rache und alles das zu vergessen, wenn sie sehen, dass der andere genau so ein Mensch ist wie er selbst. Das ist möglich! Deshalb bin ich kein Pessimist in dieser Frage.

"Das ist alles geborgt"

Hans Mörtter: Heute gibt es diese riesige Mauer, die das Land durchzieht, an manchen Stellen mitten durch heilige Stätten mehrerer Religionen hindurch. Genau so schlimm ist das Begegnungsverbot. Die Palästinenser dürfen nicht raus, die Israelis nicht herein.

Rupert Neudeck: Diesen Vorwurf kann ich Israel nicht ersparen. Menschen auf beiden Seiten, die Versöhnung organisieren wollen, können das nicht mehr tun, weil sie sich nicht sehen und sprechen dürfen! Selbst eine so tolle Frau wie Sumaya Farhat-Naser, deren Buch „Thymian und Steine“ in diesem Jahr in Köln als „Ein Buch für die Stadt“ ausgewählt wurde. Sie ist christliche Palästinenserin, eine großartige Professorin an der Bir-Zait-Universität, die in der Nähe von Ramallah liegt. Sie hat ihr ganzes Leben lang nur für Versöhnung gearbeitet. Auch sie braucht eine Sondergenehmigung, um von der Universität in der West Bank nach Jerusalem zu kommen! Eine Sondergenehmigung zu bekommen, ist ein tagelanger bürokratischer, furchtbarer Prozess. Das ist einfach ein unglaublicher Skandal, weil so Versöhnung nicht kommen kann.
Wir wissen alle, dass das wichtigste Alter für Versöhnung die Kindheit ist. Man muss in der Kindheit und Jugend gelernt haben, dass man mit Menschen anderer Meinung sprechen und diskutieren muss. Dann kann man auch zusammen arbeiten. Der einzige Platz, wo sich jüdisch-israelische und palästinensische Schulklassen begegnen können, meine Damen und Herren und liebe Freunde hier in der Kirche, ist Deutschland. Oder Frankreich. Das heißt, die müssen beide erst mal einen verschiedenen Weg nehmen. Die jüdischen Israelis kommen über Tel Aviv ganz einfach raus. Die Palästinenser müssen über die Allenby-Bridge, die Grenze zu Jordanien; zwei oder drei Tage bis nach Amman und dann von Jordanien aus nach Europa fliegen. Was ist das für ein Umstand? Was lassen sich Menschen, was lassen sich Staaten, was lassen sich Völker und Regierungen einfallen, um Versöhnung so schwer zu machen? Nachbarn ist das entscheidende Wort! Ich hatte einen guten Freund im israelischen Außenministerium, dem ich immer berichten musste, wenn ich aus den besetzten Gebieten zurückkam. Er empfing mich immer mit einer Frage, die ich nie vergessen werde: „Herr Neudeck, wie geht es meinen palästinensischen Nachbarn?“ Manchmal sind Worte so unglaublich wichtig, das richtige Wort ist ganz wichtig. – Nachbarn -. Israel wird auf Dauer keinen Frieden und keine Sicherheit seiner Existenz haben ohne Auskommen mit den palästinensischen Nachbarn. Das ist das Geheimnis und dafür brauchen wir die Nakba-Ausstellung.

Hans Mörtter: Damit das Gegeneinander zum Einander-Wahrnehmen wird. Dietrich Bonhoeffer war während des Dritten Reiches der einzige Christ, der sagte: „Wer nicht für die Juden schreit, der darf nicht mehr gregorianisch singen.“ Das würde ich ummünzen und sagen: „Wer nicht für die Palästinenser schreit, ist gegen die Juden!“

Rupert Neudeck: Das würde ich genau so sagen. Dieser Ansicht ist auch Wilhelm Goller von der Talitha-Kumi-Schule in Beit Jala. Die ist zur Zeit von Kaiser Wilhelm II von Diakonissinnen gegründet worden und zur Zeit die größte und wichtigste Schule für die Palästinenser mit über 1.000 Schülerinnen und Schülern. Mittlerweile hat sich die Gemengelage so verschoben, dass sie direkt an der Mauer liegt. Ich habe bei einem Besuch mitbekommen, dass der Zugang zur Schule für die Schülerinnen und Schüler aus Beit Jala, aus Beit Sahour und Bethlehem nicht mehr möglich war. Das geschah über Nacht, dass nur noch ein anderer Eingang möglich war. Ein Eingang wurde wegen einer illegalen Siedlung, die gebaut wurde, einfach zugemacht. Das ist ein Platz, an den man eigentlich alle Abgeordneten hinführen müsste, die Reisen nach Israel machen. Norbert Blüm hat mir mal erzählt, dass die Abgeordneten an allen Dollpunkten des Landes vorbei chauffiert werden. Man kann dieses besetzte Land auch so zu „sehen“ bekommen, dass man nichts sieht. Das war übrigens bei der Apartheid in Südafrika auch so, man konnte als Besucher durch das Land fahren und nichts sehen, musste nichts sehen. Wenn die Politiker das richtig ansehen würden, würden sie vielleicht erkennen, dass ein Abkommen für einen zweiten Staat Palästina gar nicht mehr möglich ist. Das Land ist zerhackt von jüdischen Schutzburgen und Schutzdörfern, die das Land total durcheinanderbringen. Man kann gar nicht mehr mit einem Federstrich festlegen, was der zweite Staat wäre. Das ist durch die letzten 30 Jahre auch durch unsere Lahmarschigkeit entstanden, weil wir nicht die Einhaltung des Völkerrechts verlangt haben.
Ich bin eigentlich mehr besorgt für Israel. Israel will einen jüdischen Staat in dieser geopolitischen und religionspolitischen Region haben. Den kann es aber auf Dauer nicht haben, wenn es nicht den zweiten Staat macht. Nur wenn der zweite Staat kommt, kann der erste existieren. Wenn sie einen gemeinsamen Staat hätten, davon träumen die Palästinenser sehr häufig, wären die Palästinenser in der Mehrheit. Das wäre dann kein jüdischer Staat Israel mehr. Deshalb ist die Situation so bedrängend. Alle Beobachter, die das mit offenem Herzen und mit einem Gefühl für Israel sehen, halten es für ganz gefährlich, wenn Israel diesen zweiten Staat nicht macht und stattdessen darauf setzt, dass die Palästinenser diese Schikane nicht mehr aushalten und alle laufen gehen. Dann fährt Israel gegen die Wand. Wir leben in einer politischen Welt, in der uns Deutschen über die „Tagesschau“ und über Präsidenten- und Kanzlerbesuche immer vorgemacht wird, dass da schon zwei Gemeinwesen existieren. Das ist ein Kinostück, was uns da vorgeführt wird! Man müsste im Grunde sagen: „Der sogenannte Präsident Abbas, die sogenannte Regierung Palästinas.“ Wir Deutsche haben in der Zeit der DDR mit Anführungszeichen große Erfahrungen gemacht. Wir mussten „DDR“ immer mit Anführungszeichen schreiben. Das ist alles geborgt. Denn es soll vermieden werden, dass wir den freien Blick darauf haben. Die Nakba-Ausstellung setzt den Blick darauf auch durch die Erinnerung. Palästina ist ein besetztes Land.

"Das ist klassische Apartheid"

Hans Mörtter: Ich fand das in Ihrem Buch sehr eindrücklich beschrieben. Es gibt einen palästinensischen Tourismusminister, der Touristen nach Bethlehem holen will, wo der Tourismus fast zum Erliegen gekommen ist. Sein Kollege, der israelische Tourismusminister, sorgt dafür, dass niemand nach Bethlehem kommt! Sie benutzen in dem Buch den Begriff „Apartheid“.

Rupert Neudeck: Ja, das tue ich. Das Wort Apartheid muss offiziell vermieden werden, weil es bei diesem Wort in der Weltpolitik und bei der UNO sofort einklickt: Apartheid darf nicht existieren, Apartheid muss abgeschafft werden! Das ist so wie Völkermord, da gibt es eine Konvention gegen Völkermord, das ist die große Errungenschaft der Neuzeit nach dem Zweiten Weltkrieg: Seit 1948 gibt es eine Konvention, die bedeutet, wenn das Wort Völkermord im Weltsicherheitsrat fällt, muss die Weltgemeinschaft sofort etwas tun! So ähnlich ist das mit Apartheid. Deshalb muss dieses Wort, darf nicht, um Gottes Willen nicht, vorkommen. Der Erste, der es in einem Buch benutzt hat, war der ehemalige amerikanische Präsident Jimmy Carter, der sehr viele Besuche in dieser Region gemacht hat. Ein zweiter wichtiger Zeitzeuge, den wir alle schätzen gerade hier in dieser Kirche, war und ist der Erzbischof Tutu. Desmond Tutu stammt aus Südafrika und weiß aus eigener Erfahrung, aus eigenem Leid mit seinem Volk, was Apartheid ist. Dem kann man nichts vormachen und der hat nach mehreren Besuchen gesagt: „Das ist klassische Apartheid.“ Wenn Sie als Besucher oder Pilger da hingehen, werden sie das selber sehen. Das besetzte Palästina wird von großen, guten Asphaltstraßen, Autobahnen und Tunneln durchzogen. Die sind aber nur für jüdische Siedler, die Palästinenser dürfen die nicht benutzen. Wenn das keine klassische Apartheid ist, dann weiß ich nicht, was Apartheid ist.

Hans Mörtter: Ihr palästinensisch-christlicher Freund Daoud Nasser sagt, dass Israel seine Seele verloren habe und sie zurückgewinnen müsse. Auch Rolf Verleger, ein ehemaliges Direktoriumsmitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland, mahnt ein breites Umdenken an. Der sagt, Israel sollte von seiner Haltung der Stärke und seines alleinigen Sich-Verlassens auf militärische, polizeiliche und geheimdienstliche Gewalt ablassen. Eine solche Politik mache jede Gesellschaft in ihrer Seele kaputt. Davon reden auch die Propheten Jesaja, Jeremia, Micha und all die anderen schon seit 2.300 Jahren. Wie kann Israel seine Seele wiedergewinnen?

Rupert Neudeck: Einmal, indem es wahrnimmt, was dort passiert. Viele in der israelischen Gesellschaft sehen gar nicht mehr, was hinter der Mauer ist. Manche wollen das auch nicht sehen, weil sie ahnen, was dann mit ihnen passiert. Wir haben unter den Soldaten jetzt eine zunehmende Bewegung, „Breaking the Silence“: Das Schweigen brechen! Das ist für die israelische Regierung eine sehr unangenehme Bewegung. Junge Besatzungssoldaten und -soldatinnen erzählen, was sie erlebt haben. Das Schicksal von Besatzungssoldaten ist immer ausweglos. Sie können sich nicht auf Menschenrechte und Völkerrecht zurückziehen, sondern bleiben diejenigen, die dafür sorgen müssen, dass die Einschließung, die Besatzung weiter existiert.
Auf Dauer – das meint eben Rolf Verleger, ein ganz wunderbarer, gläubiger Jude in Lübeck, der mal im Zentralrat der Juden war, kann diese Gesellschaft so nicht weiter existieren. Nach Erfahrung mit unserer Menschheitsgeschichte kann kein Staat auf Dauer nur mit militärischen Mitteln überleben. Ich betrauere auch die israelische Bevölkerung, die jungen Leute dort, die eigentlich nicht das machen können, was wir in einer freien Gesellschaft machen können.
Ich will das an einem Beispiel erklären: Wir hatten vor 20 Jahren mal einen Anruf von einem jungen jüdischen Arzt, der bei Cap Anamur mitarbeiten wollte. Er hatte bislang nur Einsätze als Militärarzt in den besetzten Gebieten. Der hatte die Nase so voll, dass er jetzt endlich mal rausgehen wollte, um Menschen in Afrika, Asien oder in Lateinamerika zu helfen. – Ich habe gesagt, dass es etwas Schöneres für eine deutsche Organisation im Jahr 1988 nicht geben kann, als jemanden zu finden, der mit uns arbeiten will! Dann haben wir aber ernüchtert da gesessen: Unter den 15 Ländern, in denen wir damals waren, gab es keines, das man mit einem israelischen Pass betreten durfte! Als ich das dem damaligen deutschen Innenminister vortrug, sicherte der uns Hilfe zu. Er wollte dem jungen Arzt Rafi Kot für ein Jahr einen deutschen Pass ausstellen. Als er erfuhr, dass das selbst nach allen Regeln der Kunst illegal wäre, sah er davon ab. Wolfgang Schäuble gab den Fall aber an Außenminister Dietrich Genscher weiter, der seinen Staatssekretär nach Vietnam schickte, der dort einen legalen Arbeitsaufenthalt für Dr. Rafi Kot ermöglichte. Herr Schäuble hat trotz Aussichtslosigkeit zu seinem gegebenen Wort gestanden.


 

"Es ist kein lokaler Konflikt, es ist ein Weltkonflikt"



Hans Mörtter: Die Israelis bauen Mauern um sich herum, gehen oft keine Nachbarschaft mit den Palästinensern ein. Die Hamas trägt mit ihren Terroranschlägen eindeutig dazu bei. Der Friedensprozess, der unter dem israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin so hoffnungsvoll begann, wurde mit dem Attentat auf ihn empfindlich gestört. Er wurde nicht von einem Palästinenser, sondern von einem orthodoxen Juden umgebracht. Welche Chancen gibt es da jetzt noch?

Rupert Neudeck: Die schlimmste Tragödie, die es für den Friedens- und Versöhnungsprozess bisher gegeben hat, war der 4. November 1995, der Mord an dem israelischen Premierminister Yitzhak Rabin. Der war auf dem Wege dahin, alles richtig zu machen. Das war eine furchtbare Tragödie für Israel, Palästina und für die ganze Welt. Das Zweite ist: Die palästinensische Führung muss endlich verstehen, dass sie nicht Regierung ist, dass sie keinen Präsidenten und keinen Tourismusminister hat. Sie müsste jetzt ganz bescheiden und politisch klug sagen. „Das Land ist von der UNO geschenkt, und zwar in der geteilten Form von 1948.“ Wir müssen wieder zu diesen Ursprüngen zurückkommen und der UNO, und damit der Weltgemeinschaft, die Möglichkeit geben, die Dinge hier zu regeln. Das kann sich in verschiedenen Formen ausdrücken. Ein Freund von mir hat immer gesagt, dass Palästina das regierungsreichste Land der Erde ist. Es gibt nicht nur eine Regierung in Ramallah von der Fatah unter Präsident Mahmud Abbas, wir haben eine Regierung von der Hamas in Gaza und dann noch eine Regierung in Israel im Gefängnis. So viele Regierungen hat kein souveränes Land der Erde, aber die so genannten Autonomiegebiete sind auch noch kein souveränes Land. Wenn sich diese drei Regierungen in gutem Verständnis ihrer eigenen Situation einigen würden und diesen Auftrag, den sie nicht erfüllen können, weil sie keine Regierung sind an die UNO zurückgäben, dann, glaube ich, würde eine Situation der Klarheit in der Welt entstehen. Die Palästinenser müssen anfangen, aktiv zu werden. Der palästinensische Generalvertreter in Berlin darf sich jetzt ja Botschafter nennen und wird unter anderem auch die Nakba-Ausstellung im Allerweltshaus besuchen. Das ist ein gutes Zeichen, wenn Palästinenser politisch aktiv werden und nicht alles den anderen überlassen. Israel ist sehr aktiv für sein Volk und seine Sache, das muss man auch bewundernd sagen. Aber ich wünsche mir eine palästinensische Aktivität, die genau so um Popularität und Sympathie in der deutschen Bevölkerung wirbt.

Hans Mörtter: Wer könnte denn Mediator zwischen den verschiedenen Gruppierungen unter den Palästinensern und zwischen Palästinensern und Israelis werden?

Rupert Neudeck: Martin Buber! – Der ist nun leider tot und das ist für unsere Zeiten, in denen wir im Aktualitätsterror ertrinken, ganz schwierig, jemanden noch mal hervorzuheben. Aber all seine Schriften sind in Deutsch erschienen. Er war ein deutscher Jude aus Heppenheim. In diesem Punkt wäre es gut, in der Geschichte etwas zurückzudrehen.
Aber in der Sicht auf Israel müssten wir mit der Zeit gehen. Ich habe Israel, Palästina vor 40 Jahren anders gesehen als heute und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass man diesen Zustand dort nicht so lassen kann. Ich glaube, dass ist auch die Erkenntnis von Vielen in der Welt, denn es ist kein lokaler Konflikt, es ist ein Weltkonflikt. Dieser Weltkonflikt muss gelöst werden, nur dann können wir Frieden haben. Deshalb wäre ein Martin Buber jetzt so wichtig.
In zwei Tagen kommt der palästinensische Botschafter, Salah Abdel-Shafi, nach Köln, habe ich erfahren. Ich kenne seinen Vater, den ich selbst noch vor fünf Jahren im Gazastreifen getroffen habe. Der erzählte von den guten Verhältnissen der Nachbarschaft in Hebron, wo er gewohnt hat und geboren ist, wo jüdische und arabische Bewohner einträglich zusammengelebt haben. Das war einmal möglich! Ich glaube, auf diese Menschen müssen wir uns zurückbesinnen. Wir warten in Israel auf einen neuen Rabin und in Palästina auf einen, der so ähnlich ist wie Willy Brandt und Charles de Gaulle zusammen!

Hans Mörtter: So lange es den Konflikt in Palästina gibt, so lange wird die muslimische Welt sagen, dass der Westen lügt, unglaubwürdig ist und permanent Völkerrecht bricht. Da sie sich nicht auf uns verlassen können, wehren sie sich. Das Fass, dessen Lunte schon brennt, ist so immens groß, dass es die ganze Welt auseinandersprengen kann!  

Rupert Neudeck: Das alles Entscheidende ist, aus der Situation herauszukommen, in der wir uns immer wieder auf eine Seite stellen müssen. Ich fühle mich für beide Völker zuständig und beide Völker haben eine Botschaft an die ganze Welt. Ich habe in 33 Jahren unglaublich viele Konfliktzonen auf der Welt erlebt, aber irgendwann hat sich die Situation dort gebessert, manchmal sogar gelöst! Wenn ich nach Palästina komme, wenn ich da die Mauer schon sehe, die immer größer und heftiger und monströser wird, sehe ich, dass die Situation dort jedes Mal immer schlechter wird! Das ist die Hypothek. Nach allen menschlichen Erfahrungen, die wir miteinander machen und die wir auch in der Geschichte gemacht haben, wissen wir, dass der Stärkere in einer solchen Situation immer der ist, der zu mehr aufgefordert ist. Israel ist eindeutig eine Weltmacht geworden, das kann man ja jeden Tag erleben. Deshalb muss Israel versuchen, aus dieser Erstarrung, aus dieser totalen Fesselung und Verklammerung, seine eigenen wohlverstandenen Interessen für die Zukunft für sich und für Palästina wiederzufinden. Wenn das passiert, dann jubelt die ganze Welt und wir fallen uns alle in die Arme.

"Jede Mauer in der Menschheitsgeschichte ist gefallen"

Hans Mörtter: Hier in Deutschland ist es schwierig, die israelische Politik zu kritisieren. So haben wir es zumindest in Bezug auf die Nakba-Ausstellung hier in Köln erlebt. Doch als Menschen, die wir das jüdische und das palästinensische Volk lieben, haben wir gar keine andere Wahl, als die israelische Regierungspolitik zu kritisieren, infrage zu stellen und für die Lösung des Konflikts einzutreten.

Rupert Neudeck: Das Entscheidende ist: Wir leben in einem weltpolitischen Umbruch, und wir sind alle Zeitzeugen davon. Der mächtigste Mann der Welt, Barack Obama, hat im Falle von Palästina-Israel bewiesen, dass er nicht mehr der Mächtigste ist. Er hat im Juni 2009 versprochen, Indikativ, Ausführungszeichen: „Es gibt einen Siedlungsstopp!“ Er hat nicht gesagt: „Wir bitten darum“. Er hat gesagt: „Es wird den geben!“ Er ist nicht in der Lage, den durchzusetzen! Deshalb ist es ein ganz großer weltpolitischer Wandel, die USA sind nicht mehr die einzige Supermacht, wir haben eine neue Situation mit Indien, China, Brasilien. Wir haben auch die EU, von der wir alle uns erhoffen, dass sie sich erholt. Deshalb ist die Rolle von Europa in diesem Konflikt sehr viel größer geworden, aber wir sind da noch nicht sehr weit, weil da auch noch heftige Feigheit grassiert. Feigheit, die nicht vor dem Feind ist, sondern vor dem Freund. Freunden muss man etwas zumuten können, sonst sind es ja keine Freunde. Ich bin sehr froh darüber, dass wir in Israel gleich nach den USA als das wichtigste und zuverlässigste Land der Welt gelten, in Bezug auf Israel. Das ist sehr gut, aber das müssen wir jetzt ausnutzen, damit diese schreckliche Wunde am Körper der Menschheit, damit diese schreckliche Wunde nicht nur vernarbt, sondern geheilt wird. Das, glaube ich, ist unser Auftrag in dieser Generation.

Hans Mörtter: Also reden wir mutig! Ihr jüdischer Freund Uri Avnery hat ein Bekenntnis abgegeben: „Es gibt keine wirkliche Feindschaft zwischen Arabern und Israelis. Wenn das Eis einmal gebrochen ist, verbrüdern sie sich leicht und vollen Herzens.“

Rupert Neudeck: Das ist wahr! Er hat das immer wieder bewiesen dadurch, dass er vorangegangen ist, dass er gegen Verbote, gegen staatliche, gesetzliche Verbote, die palästinensische Führung getroffen hat, als das noch verboten war nach Israel-Gesetz. Er hat das immer wieder, Zeit seines Lebens, getan und ich bin ganz fest davon überzeugt, dass er mit seiner anderen Einschätzung recht hat, wenn er seinen palästinensischen Brüdern und Schwestern gesagt hat: „Die besten Verbündeten, die ihr überhaupt habt auf der Welt, ist unsere Friedensbewegung!“ Dass die nicht mehr so mächtig ist, darüber haben wir eben gesprochen, aber es ist dennoch eine wirkliche Kraft. Jedenfalls kräftiger als in Deutschland. Eine solche Nakba-Ausstellung würde Uri Avnery mitten in Tel Aviv machen.

Hans Mörtter: So mache ich zum Schluss auf „Get the Wall“ aufmerksam. Das ist ein ganz hoffnungsvolles Unternehmen, ein sehr freches, demaskierendes: Wir Deutschen haben ja Erfahrung mit Mauern, die trennen, die töten und ersticken.

Rupert Neudeck: Die Idee ist von Rechtsanwalt Winfried Seibert, der heute auch hier ist. Jede Mauer in der Menschheitsgeschichte ist gefallen. Wir Deutschen wissen das am besten, weil keiner erwartet hat, dass sie fallen würde, aber dann ist sie plötzlich zusammengerumpelt. Die Bundesregierung hat jetzt schon Schwierigkeiten, Mauerstücke zu finden, die sie Staatsbesuchern als Präsent geben kann. Damit das nicht allen so passiert wie der Bundesregierung, gibt Winfried Seiberts Website die Möglichkeit, oben aus einem Ein-Kilometer-Fotorahmen der Mauer sich mit einem Mausklick ein Stück der israelischen Mauer jetzt schon zu sichern. (Anm. d. Red.: Die Webseite existiert nicht mehr). – Allein um auch Erich Honecker nicht recht zu geben, der gesagt hat, die Mauer wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen! Das war eine große Dummheit von ihm, solche Dummheit sollte heute nicht mehr vorkommen!

Hans Mörtter: Gut, wir setzen drauf! Ich komme zum Schluss mit dem Propheten Jesaja, im zweiten Kapitel. Er redet von dem Wandern der Völker zum heiligen Berg Zion, wo sie sich alle treffen, wir rufen auf Gottes Wort hin: „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen, denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen! Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des Herrn!“ Auf dass das auch Netanjahu hört! Denn diese Worte, das war der Sprengkeim zum Fall der Mauer in Berlin! Damit hat es angefangen.
Die Seligpreisungen, sie haben sehr viel zu tun mit unserer Erde, mit uns Menschen und dem Himmel und unserer Politik: Selig sind, die da hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden! – Ich bin froh, dass Rupert Neudeck ein Mensch ist, der immer hungert und immer dürstet, sich nicht zufrieden gibt, denn nur so kann Gerechtigkeit Fuß fassen auf dieser Erde, und wenn viele von uns sich dem anschließen. Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Wenn wir nicht hinsehen und auch riskieren, darüber zu weinen, wütend zu werden und Schmerz zu empfinden, dann verpassen wir das Leben, unser eigenes nämlich, und das der anderen sowieso! Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen. Denn wer nur meint, dass das schon zu anstrengend im Kleinen wäre, und das Große dabei aufgibt, gibt sich selbst dabei auch auf. Also, stehen wir auf und gehen los! Vielen Dank, Rupert Neudeck!

 

Redigiert von Helga Fitzner

In dem Interview wurde keine gendergerechte Sprache verwendet, aber es ist klar, dass den beiden Gesprächspartnern immer alle betroffenen Menschen, natürlich auch Frauen und Kinder, am Herzen liegen.

Nachtrag: Rupert Neudeck verstarb am 31. Mai 2016.